Der Nackte Wahnsinn

von Michael Frayn

Das Stück zeigt eine Theatertruppe bei der Arbeit; ihre Versuche, Ordnung in ein Chaos zu bringen; Probleme in den Griff zu kriegen und wie alle diese Versuche das Chaos nur vergrößern und die Probleme zu einem unentwirrbaren Knäuel verknoten.

Das ganze Theater fängt immer ganz normal an. Mit den Proben. Bei der letzten Probe, der Generalprobe, liegen die Nerven schon etwas bloßer und alle Beteiligten zeigen sich von ihrer besten Seite, nämlich so, wie sie sind. Da ist Dotty, die Darstellerin des "Originals von Haushälterin": Sie hat ihre Ersparnisse in die Produktion gesteckt (in der Hoffnung, daß sie ihr einen kleinen Altersruhesitz einspielt) und erwartet, daß alle anderen sie entsprechend respekt- und rücksichtsvoll behandeln. Im übrigen verbindet sie mit dem um etliches jüngeren Garry eine "heimliche" Affäre. Garrys Markenzeichen sind unvollständige, angedeutete Sätze, mit denen er oft und gern die Dinge problematisiert, um zu betonen, wie schwer er es hat. Seine Bühnenpartnerin Brooke verliert bei jeder unpassenden Gelegenheit mindestens eine Haftschale und glänzt ansonsten durch Begriffsstutzigkeit (oder soll man es geistige Abwesenheit nennen?). Frederick ist einer, der sich mit allem möglichen "unheimlich schwer tut"; er braucht für jeden der schwanktechnisch notwendigen Abläufe eine psychologische Erklärung und ist ständig in Sorge, daß irgendetwas seine Schuld sein könnte. Seine Bühnenpartnerin Belinda ist die "Wir-sind-alle-ganz-lieb-miteinander"-Kollegin, die völlig im Verständnis (oder sollte man es Klatsch-und-Tratsch-Leidenschaft nennen?) für die Probleme der anderen aufgeht. Allesamt vereint sie die Sorge um ihren ältesten Kollegen, Selsdon, der sie unablässig in Alarmbereitschaft hält, ob er nicht seine Auftritte verpennt oder wegen Trunkenheit gänzlich ausfällt. Die Regieassistentin Poppy ist naturgemäß die, die die Hunde beißen - aber nicht die letzte. Der letzte ist Tim, der durch und durch gutwillige Inspizient, Bursche für alles (oder sollte man ihn den Mülleimer des ganzen Haufens nennen?), der infolgedessen völlig überarbeitet ist. Mühsam bei der Stange gehalten wird der Kindergarten von Lloyd, dem Regisseur, der sich gern mit feiner Selbstironie als lieben Gott bezeichnet, teils schicksalergeben hinnimmt, was eh nicht zu ändern ist, teils grob sarkastisch das Verhängnis doch noch zu steuern sucht.

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